In Nordspanien gibt es von Zeit zu Zeit auch einmal richtig schlechtes Wetter: Genau passend zum Tour Anfang war das auch diesmal der Fall! Da es praktisch auf der ganzen iberischen Halbinsel stürmte, gab es nur einen Fleck, der für unsere Zwecke gute Bedingungen erwarten lies. Kurzerhand brachen wir gen Südwesten Richtung Valladolid auf. Kurz gesagt, der Richtungswechsel lies uns jeden Tag in die Luft kommen und nicht nur das; wir hatten auch noch wirklich sehr schöne und weite Flüge.
Spielten wir am ersten Tag noch an einer namenlosen kleinen Kante mit den starken Thermiken über der unwirklichen Weite dieser Region, so kreuzten wir am nächsten Tag in Piedrahita auf, staunten über den perfekt angelegten Startplatz, die guten Bedingungen und dass wir praktisch allein am Startplatz waren.
Die Ebene vor der Kante wurde ausgiebig genutzt und nach etwas „warmfliegen“ am ersten Tag ging es für alle davon, wobei die meisten am Schluss das Hotel im ca. 20 km entfernten Örtchen erreichen konnten. Roland erweiterte die Runde deutlich nach Norden bevor er den Heimflug antrat, Thomas, Konrad, Rolf, Heribert und Federico liessen sich ebenfalls nicht lumpen und genossen schon die abendlichen Sonnenstrahlen als wir heimkamen. Die gemütliche Plaza mit den feinen Tapas von Ana lies den Tag perfekt ausklingen.
Die Reise ging weiter auf die Südseite der Serra do Gredos. Die mächtige Serra schirmt alles gegen Norden ab und bietet meist perfekte „Südseiten Bedingungen“, welche auch wir super nutzen konnten. Eine Ebene, welche in ihrer Weite und Struktur eher an eine afrikanische Savanne erinnert, bietet hier eine interessante Mischung aus Berg- und Flachland-Fliegen. Wer etwas hartgesotten ist, kann sich in die Einsamkeit der Berge aufmachen, mit den Scharen von Geiern den Tag in der Luft verbringen und sich die +10 m Schläuche abholen. Federico, Thomas und Roland liessen sich den Ausflug nicht nehmen, die anderen fanden auch direkt rund um den Startplatz feine Bedingungen oder durchzogen das Flachland auf der Suche nach gutem Steigen. Dort schlug auch die Stunde unseres „Air Alsace“ Piloten; gut eingeflogen machte er sich tief aus dem Staub, drehte wie ein alter Fuchs jede Thermik aus und verschwand am Horizont in Richtung der untergehenden Sonne...
Ein schöner Platz, der uns reichhaltig mit Flugstunden und sehr verschiedenen Bedingungen beschenkte. Der letzte Tag war nochmal ein spezieller Abschluss; die kräftige Nordlage schwappte über die ganze Serra, somit musste ein Nordstartplatz her. Mit Blick auf die überschwappende Nord-Wolken-Schlange zogen wir schon früh am Tag die Schirme auf und es stellten sich verblüffend zarte Wellenflug Bedingungen ein. Unter einer geschliffenen Bewölkung, mit wenig Wind und butterweich, kletterte jeder ins nächste Stockwerk. Nun erledigte die Sonne ihren Dienst, heizte die Bewölkung weg und wer genug Geduld hatte, wurde nun mit dem Zuckerl der Woche belohnt: Wolkenstrassen, kein Wind und ein offenes Flachland vor der Nase. Roland, Thomas und Federico liesen sich nicht zweimal bitten und nach ca. 100 km in Richtung Portugal konnten wir sie wieder einsammeln! Ein schöner Abschluss und eine grosse Vorfreude auf nächstes Jahr zur neuen Zentralspanien Tour!
Text: Michael Gebert
Bilder: Federico kutscheidt, Federico Brown Manzone, Michael Gebert